Celikel, Türkei

Gemeinsame, starke Wurzeln

Eine ganz besondere Geschichte verbindet Bühler mit dem türkischen Automobilzulieferer Çelikel. Seit über 20 Jahren auf freundschaftlicher Ebene gewachsen, beginnt nun eine neue Ära der Zusammenarbeit. Eine auf lange Frist ausgelegte Partnerschaft, die Çelikel einen festen Platz in der europäischen Branche der Automobilzulieferer sichern soll.

Gut 60 Olivenbäume strecken ihre noch jungen Äste in die Höhe. Sie wachsen auf dem Dach des Druckgiessers Çelikel, rund 50 Kilometer ausserhalb von Istanbul, in Şekerpınar. Das Gebäude steht seit fünf Jahren und umfasst die Produktionshallen im Parterre sowie ein Stockwerk für die Büros, Sitzungsräume, einen Innenhof mit Garten und eine Kantine für die rund 500 Mitarbeitenden. Alles ist topmodern eingerichtet, Holz und Glas dominieren.

Die jungen grünlich-grauen Zweige noch glatt, die Blätter feingliedrig, ergänzen die Bäumchen auf dem Dach den vorherrschenden urbanen Stil. Die Begrünung ist ein willkommener Blickfang im betonlastigen Industriegebiet, sie dient aber noch einem anderen Zweck: "In drei bis vier Jahren rechnen wir mit einer Ernte von rund 40 Kilogramm Oliven pro Baum", sagt Oguzhan Deniz, Commercial President von Çelikel. „Das gibt rund 300 Liter Olivenöl. Daraus machen wir Geschenke für unsere Kunden.“

Oguzhan Deniz teilt sich die Geschäftsleitung mit seinem um drei Jahre jüngeren Bruder Okan, der in allen technischen Belangen das Sagen hat. Wie die Olivenbäume ist auch Çelikel im Wachstum begriffen. Neue Aufträge aus der Automobilindustrie ermöglichten den Bau des neuen Produktionsstandorts.

 

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Das Vermächtnis geht weiter

Die Brüder Deniz blicken auf 50 Çelikel-Geschäftsjahre zurück. „Darauf sind wir stolz“, sagt Oguzhan Deniz. „Unser kürzlich verstorbener Vater Osman startete das Geschäft in einem 16 Quadratmeter grossen Lagerraum. Damals noch mit dem Sandgussverfahren. Mein Bruder und ich kamen 1995 dazu.“ Damals produzierte die Firma vor allem für Weisse Ware, Bestandteile von Bügeleisen und Waschmaschinen. Die Konkurrenz schlief nicht, vor allem aus Asien kamen immer vergleichbarere Produkte. „So beschlossen wir, die Produktion umzustellen und komplexere Aluminiumteile für die Automobilindustrie herzustellen. Wir wollten fit für die Zukunft bleiben“, sagt Oguzhan. Sein Bruder Okan ergänzt: „Doch dafür brauchten wir neues, qualitativ hochstehendes Equipment.“

Çelikel habe sein Geschäft in den letzten Jahren kontinuierlich umstrukturiert, sagt Paolo Zanone. Als ehemaliger Verkäufer und Managing Director von Bühler Brescia hat er den Kontakt zu Çelikel gehalten, auch wenn er Anfang 2018 als Global Sales Director in die Feed-Abteilung von Bühler wechselte. „Die Strategie der beiden Brüder, von Weisser Ware in die Automobilindustrie zu wechseln, war aus meiner Sicht weise.“

Qualität bedeutet Sicherheit

Innerhalb der Druckgussbranche nimmt die Automobilindustrie den wichtigsten Platz ein. Bei über 75 Prozent der weltweiten Produktion handelt es sich um Aluminiumbestandteile für Autos. Aluminiumteile, die auf Anlagen von Bühler produziert wurden, finden sich in jedem zweiten neuen Auto. „Bühler setzt Massstäbe und ist klare Referenz im Markt. Insbesondere in Bezug auf die Qualität“, sagt Zanone. Und diese ist die eigentliche Essenz der Automobilindustrie. Ein Stossdämpfer, der bei einem Aufprall wegen Porosität auseinanderbricht, wäre eine Katastrophe. Genauso wie eine instabile Vorderachse oder ein Materialmangel bei einem anderen Bestandteil des Autos. „Unsere Maschinen produzieren höchste Qualität und erlauben es zudem, mit weniger Ausschuss zu produzieren“, sagt Zanone.

Wir haben den Test gemacht: Eine unserer zehnjährigen Maschinen wies mit derselben Giessform eine Ausschussrate von 3,5 Prozent auf, während die neue Evolution 66 von Bühler bei unter 1 Prozent lag.

Okan Deniz, Technical President von Çelikel

Die Zuverlässigkeit der Druckgussmaschinen von Bühler sei einzigartig, sagt Okan Deniz. Die produzierten Aluminiumteile sind Stück für Stück identisch. Natürlich in Bezug auf die Form, was mit einer guten Giessform nicht weiter schwierig ist, aber vor allem auch punkto Materialdichte. Für diese hohe Konstanz sorgt das Einpressaggregat zusammen mit der Steuerung und der Software, sagt Peter Schneider, Sales Support Specialist bei Bühler: „Unsere Maschinen produzieren mit Parametern, die, einmal definiert und in der Steuerung programmiert, bei jedem Giesszyklus wiederholt werden. Mit diesen Parametern wird eine Sollkurve generiert, die beim Einpressvorgang des flüssigen Metalls Zyklus für Zyklus reproduziert wird. Maschinen von Bühler haben ausserdem die Fähigkeit, auf Einflüsse wie etwa Temperaturschwankungen zu reagieren, und regeln die Geschwindigkeits- und Druckwerte automatisch nach.“

Den gleichen Werten verpflichtet

Dass sich Çelikel und Bühler als Partner gefunden haben, kommt nicht von ungefähr. Die beiden Firmen standen schon seit mehreren Jahrzehnten in Kontakt. Der ehemalige Managing Director von Bühler Istanbul, Detlef Tremer, besuchte die Firma regelmässig und baute ein freundschaftliches Verhältnis zur Familie Deniz auf. Ausserdem haben die Geschäftsphilosophien von Çelikel und Bühler einfach super zusammengepasst, ist Paolo Zanone überzeugt:

Bühler ist ein Familienunternehmen. Darum fühlen sich viele andere Familienunternehmen verbunden mit uns, auch Çelikel. Die Besitzer erkennen ihre Werte bei Bühler wieder.

Paolo Zanone, Managing Director Bühler Brescia

Für die Brüder Deniz war schon lange klar: Sobald die Zeit reif würde, wäre Bühler der richtige Ansprechpartner. „Mit der Strategieänderung kam der Aufschwung, und nun kauften wir gleich vier neue Maschinen in zwei Jahren“, sagt Okan Deniz, offensichtlich stolz auf seine Neuanschaffungen.

Der eigentliche Umstieg in die Automobilbranche begann mit der Instandsetzung der ersten Carat 105 von Bühler vor gut einem Jahr. Von da an arbeiteten die technischen Teams von Çelikel und Bühler Hand in Hand, bis schliesslich die erste Serienproduktion die Produktionshallen verliess. 

Laut Peter Schneider, Bühler Sales Support Specialist, war es eine Zusammenarbeit wie aus dem Bilderbuch: „Von Anfang an hat alles hervorragend geklappt. Wir verstanden uns auf Anhieb ausgezeichnet mit den Ingenieuren und Projektleitern von Çelikel. Der Umgang war und ist noch immer offen und respektvoll.“

Arbeit mit Hochdruck

Heute stehen bereits zwei Carat 105 in der Halle von Çelikel. Sie produzieren auf Hochtouren. Der Dampf, der bei der Abkühlung des Aluminiums in der Druckgiesszelle entsteht, macht die Luft schwer. Zwei Reihen weiter steht die Evolution 66, der neuste Zugang im Maschinenpark. Okan Deniz kann seine Freude kaum verbergen: „Die Bühler Maschinen laufen Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat. Wir sind sehr zufrieden mit dem Output.“

Diesen konnte Çelikel letztes Jahr bereits von 12 000 auf 13 000 Tonnen steigern. Die Zahl gibt an, wie viel Aluminium pro Jahr verarbeitet wurde. „Unser Ziel sind 20 000 Tonnen pro Jahr, bei gleichbleibender Produktionsfläche und Mitarbeiterzahl“, sagt Oguzhan, der Stratege. „Und etwas anderes ist für uns von grosser Bedeutung: Läuft die Produktion so zuverlässig wie bei uns, können wir uns auf anderes konzentrieren.“

Die Brüder Deniz ergänzen sich perfekt. Okan, der auf Geheiss des Vaters selbst zehn Jahre in der Produktion arbeitete, um über alle technischen Belange genau Bescheid zu wissen und jetzt die Qualität überwacht und die Entwicklung neuer Produkte vorantreibt. Oguzhan, der das Verkaufsgeschäft leitet und über alle neuen Trends der Branche Bescheid weiss.

Die neueste Technologie für den Erfolg

Ihre 24 000 Quadratmeter grosse Produktionshalle gleicht einem Legoland. Im Minutentakt führen Gabelstapler die produzierten Aluminiumteile in grossen Holzkisten ab. Aus der Schmelzhalle tönt ein Warnsignal, immer wenn der Gabelstapler mit einer der riesigen Transporttiegel die Halle fährt. Darin befindet sich das flüssige Aluminium, 700 Grad Celsius heiss. Blinklichter warnen vor der Gefahr; ein Tropfen der Flüssigkeit würde sich in Sekundenschnelle durch die Kleidung fressen und könnte schwerwiegende Verbrennungen verursachen. Entsprechend wird der Sicherheit in der Produktion grösste Aufmerksamkeit geschenkt. „Safety First“ – der Leitspruch prangt auf jedem Mitarbeiterrücken.

Die vierte Bühler Maschine mit Peripheriegeräten, eine Evolution 84, soll noch in diesem Frühjahr installiert werden. Platz dafür haben die Brüder Deniz bereits geschaffen. Neben der bestehenden Evolution klafft jetzt eine Lücke, wo die neue Druckgiesszelle hin soll. Für Okan Deniz ist entscheidend, dass die Zusammenarbeit mit Bühler über die blosse Installation neuer Maschinen hinausgeht: „Bühler ist ein Lösungsanbieter. Nebst den Maschinen erhalten wir Technologie und Know-how. Das ist für uns von zentraler Bedeutung.“

Okan und Oguzhan Deniz haben Pläne. Der erste Schritt war der Bau des neuen Standorts. Nun möchten sie sich im europäischen Markt noch stärker etablieren, auch wenn Istanbul nicht der ideale Standort dafür ist, da die Transportkosten für die Lastfahrten zu den Autoherstellern relativ hoch sind. Doch für die Brüder Deniz stand bei der Wahl des neuen Standorts das bewährte Team im Vordergrund: „Unsere Mitarbeitenden sind auf ihren jeweiligen Gebieten hochqualifiziert. Als wir umgezogen sind, war uns deshalb wichtig, dass wir die ganze Belegschaft mitnehmen konnten. So suchten wir einen Standort in der Nähe des alten. Hier in dieser Industriezone im Osten von Istanbul sind auch viele andere Zulieferer der Automobilindustrie zu Hause. Und das ist ein Vorteil“, sagt Oguzhan Deniz.

Die zuvorkommende Art und die Begeisterungsfähigkeit der beiden Deniz-Brüder haben es Zanone angetan: „Für mich ist Çelikel ein Kunde, für den ich gerne alles stehen und liegen lasse.“ Die schon fast überschwänglichen gegenseitigen Lobeshymnen über die Zusammenarbeit sind ehrlich gemeint, hier haben sich zwei ideale Partner gefunden: „Wir werden weitere Bühler Maschinen anschaffen“, sagt Okan Deniz. „Wir werden unsere Kapazitäten erhöhen und noch grössere Maschinen in der Giesserei installieren.“

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